Vom Neckarstrand ins Frankenland
Fährt man entlang des Neckars von Mannheim nach Heilbronn fallen die zahlreichen Burgen, Schlösser und Ruinen ins Auge. Darunter finden sich so unterschiedliche Gebäudetypen wie die kurfürstliche Schlossruine in Heidelberg, die ehemalige Königspfalz in Bad Wimpfen und zahlreiche kleinere Anlagen wie die Ruine Dilsberg in Neckargemünd, die vier Burgen in Neckarsteinach oder Burg Hornberg in Neckarzimmern.
Die Gebäude haben heute natürlich ihre ursprünglichen Funktionen längst verloren und dienen schon lange nicht mehr als Schutzbauten für Grafen oder als Wohnsitz für Könige mit ihrem Hofstaat. Heute werden die Burgen nicht mehr von feindlichen Rittern und Heeren, sondern nur noch von Wanderern und Touristen erobert. Auch sind die Bauten durch ihre hervorgehobene Lage schon von Weitem sichtbar und prägen so die umliegende Landschaft.
Der ehemalige Heilbronner Verkehrsamtsleiter Kurt Weller erkannte das touristische Potenzial der steinernen Bauten und hatte die Idee eine Ferienstraße auszuschildern. Diese sollte die Menschen von Burg zu Burg führen und natürlich den Tourismus stärken. Am 10. März 1954 schlossen sich die Städte Mannheim, Heidelberg, Heilbronn, Rothenburg ob der Tauber, Ansbach und Nürnberg zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen. Dies markierte die Geburtsstunde der Burgenstraße.
Wie die Städte bereits zeigen, war die Ferienstraße nicht auf ein Bundesland begrenzt. Die erste Route führte bereits „vom Neckarstrand ins Frankenland“, wie auch das Faltblatt von 1963 titelte. In diesem Werbeblatt wird der Abschnitt entlang des Neckars als einer der landschaftlich reizvollsten Strecken der gesamten Tour beschrieben: „Städtchen an Städtchen, Burg an Burg ziehen hier, auf beiden Seiten eingerahmt von den grünen Höhen des Odenwaldes“ die Bauwerke an den Touristen vorbei.
Der Kunsthistoriker Georg Ulrich Großmann schreibt: „Kein historisches Thema und kein Bauwerk vermag alle Alters- und Gesellschaftssichten mehr anzusprechen als die Burg.“ (Großmann: Die Welt der Burgen. München, 2013. S.241). Die Gründer der Burgenstraße haben diese Anziehungskraft der Burgen frühzeitig erkannt und wussten diese Faszination für den Tourismus zu nutzen.
Zum Weiterlesen:
G. Ulrich Großmann: Die Burgenstraße. Führer zu Burgen und Schlössern von Mannheim bis Prag. Petersberg, 2008.
G. Ulrich Großmann: Die Welt der Burgen. Geschichte, Architektur, Kultur. München, 2013.