Hölderlin und der Neckar
Wer durch Tübingen spaziert, dem fällt sicher der gelbe Hölderlinturm an der Neckarfront auf. Heute ein viel fotografiertes Gebäude und eine der Sehenswürdigkeiten der Universitätsstadt, war das Gebäude vom Jahr 1807 bis 1843 der letzte Wohnort des Dichters Friedrich Hölderlin.
Hölderlins Leben ist eng mit dem Neckar verbunden. Er wurde am 20. März 1770 in Lauffen am Neckar geboren. Bereits zwei Jahre nach seiner Geburt starb der Vater. Seine Mutter heiratete ein zweites Mal und zog 1774 mit ihrem Sohn nach Nürtingen, das ebenfalls am Neckar liegt. Die dritte Neckar-Stadt im Leben des Dichters war Tübingen, in der er zunächst von 1788 bis 1793 Theologie studierte.
Nach seinem Studium hat Hölderlin seine Heimat am Neckar verlassen, lebte in unterschiedlichen Städten und verdiente sein Geld als Hauslehrer. 1806 kehrte er gegen seinen Willen nach Tübingen zurück. Bei ihm waren Anzeichen einer psychischen Erkrankung festgestellt worden und diese sollten in einer Tübinger Klinik behandelt werden. Nach 231 Behandlungstagen wurde er 1807 als unheilbar entlassen. Er fand anschließend Aufnahme beim gebildeten Tübinger Tischlermeister Zimmer, der ihm ein Erkerzimmer in eben jenem Turm direkt am Fluss einrichtete. Dort lebte er noch 36 Jahre mit direktem Blick auf den Neckar.
1801 erschien Hölderlins Gedicht „Der Nekar“. Darin verschmilzt der Fluss seiner Heimat mit einer vorgestellten Landschaft Griechenlands. Wer Probleme hat die Handschrift Hölderlins zu entziffern, kann sich das Gedicht hier vorlesen lassen:
Zum Weiterlesen:
http://digital.wlb-stuttgart.de/purl/bsz346722241
Martin Glaubrecht: Hölderlin, Friedrich in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 322-332 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118551981.html#ndbcontent
Jan Bürger: Der Neckar. Eine literarische Reise. München, 2013.