Deine Liebe ist dein Schiff, deine Sehnsucht ist die Ferne
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Geschichte meiner Verbundenheit zum Neckar hat sich über viele Jahre aufgebaut. So wie eine Beziehung über die Zeit immer mehr an Vertrauen und Geborgenheit gewinnt, so hat es auch der Neckar in mein Herz geschafft.
Mein Freund war ein überaus leidenschaftlicher Bootsfahrer. Egal ob im Schlauchboot schnell umhergeflitzt, mit dem größeren Boot den Neckar, den Rhein oder die Adria in Kroatien unsicher gemacht oder bei unserem Freund dem Tretbootverleihbesitzer geholfen, ein im Ufer hängen gebliebenes Boot abzuschleppen.
Am Anfang war mir das Ganze Neckargebiet rund um Heidelberg zwar durch unsere Nähe zur Stadt schon bekannt, doch konnte ich mit dem Fluss und der alten Brücke nicht viel mehr als einen Spaziergang und viele Touristen verbinden.
Jeden Sommer mehr, jeden einzelnen Tag, den wir gemeinsam verbracht haben, hat sich das geändert. Es sind Freundschaften an und auf dem Wasser entstanden. Ausfahrten als Bootsverein zur so genannten „Neckarsternfahrt“ an verschiedenen Häfen haben wir zusammen erlebt. Ein Ausflug am Wochenende nach Eberbach zum „einfach nur ein Eis essen und die Umgebung genießen“ mit dem Bötchen war zum Highlight geworden und nicht mehr weg zu denken. Das Schleusen mit dem Schlauchboot klappte immer besser und auch ich habe mich irgendwann getraut zu fahren und es mehr oder weniger gut von ihm lernen können. Durch die Verbindungen zu anderen im Hafen war auch jeder Feierabend im Sommer, den wir dort verbracht haben, ein besonderer und wie ein Stück Urlaub im Alltag– es wurde gemeinsam gegrillt, Eis in Neuenheim mit dem Schlauchboot geholt oder einfach nur zusammengesessen und die Binnenschiffe, die durch die Stadt fahren beobachtet. Bei der Wasserschutzpolizei waren wir durch unsere dauerhafte Anwesenheit auf dem Wasser schon gut bekannt und es gab beinah keine Schlossbeleuchtung, die wir ausgelassen haben.
Auch im Winter waren wir oft am Neckar oder Rhein spazieren. Einfach nur um zu schauen. Zu sehen, wie sich die Natur in den Jahreszeiten verändert und das Kribbeln im Bauch zu haben, wann wir endlich wieder aufs Wasser können und die neue Saison beginnt. Selbst an Weihnachten war die Aktion, das Schlauchboot aus dem Lager zu holen, an der Wasserschachtel hinein zu bringen und mit Nikolausmützen über den kalten Fluss zu fahren den Aufwand wert. Der gegenseitige Gruß und ein Lächeln von den Spaziergängern am Ufer und uns auf dem Wasser war ein schöneres Geschenk als ein materielles, dass abends unter dem Baum lag.
Und so sind es viele Geschenke über die 11 Jahre geworden, die wir gemeinsam hatten. Geschenke in Form von Erinnerungen, die uns wie am Anfang erwähnt in der Beziehung an Vertrauen und Geborgenheit gestärkt haben. Es sind Momente am und vor allem auf dem Wasser die mein Herz immer aufgehen lassen, wenn ich auf der alten Brücke stehe, hinunterschaue und sehe, wie das Wasser unter mir hindurchfließt. Es ist eine Verbindung entstanden, die sich nie mehr lösen wird, auch wenn mein Freund Manu, der auch als der „Neckar-Rocker“ bekannt war, nun leider nicht mehr bei uns hier unten ist.
So wie das Wasser fließt, an 365 Tagen im Jahr und wie es das Symbol des Lebens ist, so wird mir für immer ein Lächeln über das Gesicht huschen, wenn ich dort bin. Für all‘ diese Erinnerungen bin ich dir sehr dankbar, Manu.
In ewiger Liebe an dich. Deine Fiona